In der Intervision richten wir unser Augenmerk auf konkrete Fragestellungen zu selbst erlebten Situationen aus unserer Praxis. Dabei steht das gemeinschaftliche Lernen wie auch das gemeinschaftliche Teilen von Wissen und Erfahrung der Teilnehmenden im Vordergrund. Die Inhalte der sechs Schritte wurden aus den Prozessschritten des Reflexionsmodelles abgeleitet und fokussieren auf Erkennen von Haltung und Qualität professionellen Handelns. Der kommunikative Prozess in der Gruppe mit der Abfolge der sechs Schritte verfolgt den Denkprozess der hermeneutischen Spirale, welcher dem integrativen Beratungsansatz entnommen ist.
Auf dieser Seite findest du die theoretischen Bezüge und methodischen Grundlagen sowie die Arbeitshilfen: Der Leitfaden bietet dir eine Anwendungsanleitung, der Überblick dient der Moderation als Gedächtnisstütze während der Durchführung und die Prozessdokumentationen stellen die Verankerung der Erkenntnisse und das Teilen von Wissen während und nach der Durchführung sicher.
Im Unterschied zu anderen Intervisionsmodellen zielt das IMS nicht auf Problemlösung eines Falles oder auf das Erarbeiten von konkreten Handlungsalternativen. Das IMS legt ein besonderes Augenmerk auf eine vertiefte Reflexion, um die unsere Handlungen leitenden Werte und Haltungen zu erforschen sowie dazu Wissen zu generieren. Als Teilnehmende lassen wir uns auf einen kollaborativen Lernprozess ein, in welchem wir Annahmen und Interpretationen suspendieren – in der Schwebe halten – und stattdessen das Aushandeln von Bedeutung, das Erkunden und Erforschen, was hinter unseren Annahmen steckt, ins Zentrum der Reflexion rücken. Entlang dieses dialogisch geführten Austausches koproduzieren wir fortlaufend Erkenntnisse. Diese dokumentieren wir, um sie zu verankern und später in unsere jeweiligen Arbeitskontexte überführen und dort wiederum anwenden und überprüfen zu können. Mit der fachlichen Reflexion kristallisieren wir Qualitätsaspekte heraus und gewinnen Erkenntnisse. Diese befördern eine Weiterentwicklung unseres professionellen Handelns und unserer je eigenen professionellen Identität. Damit entsteht Qualität professionellen Handelns in der jeweiligen Organisation.
Diese Grundlagen vermitteln dir ein gutes Verständnis davon, was bei der Durchführung von Intervision mit dem IMS zu beachten ist. Du kannst hier die einzelnen Ausführungen zuerst anschauen oder auch bei den einzelnen Prozessschritten zurückkommen und hier gezielt weiterführende Informationen einholen.
Du kannst die Arbeitsgrundlagen gut zur Anwendung des Intervisionsmodells in deiner Praxis nutzen. Gleichwohl bedarf es einer Vorbereitung und einer Einübung, um die Methoden und Instrumente kollaborativen Lernens und den dialogischen Diskurs wirklich zu verstehen. Sie gehören zu den Grundlagen, die nur durch erlebte Erfahrung wirklich verstanden werden können. In der Community of Practice IMS treffen wir uns regelmässig zu Intervision mit dem IMS, um uns als Professionelle weiter zu entwickeln. Du bist herzlich eingeladen, Teil dieser CoP zu werden – melde dich bei Yann Steger.
Der kommunikative Prozess in der Intervisionsgruppe ist in sechs Prozessschritte unterteilt. Für jeden Prozessschritt findest du eine kurze Einführung, welche dir die Ziele des jeweiligen Prozessschrittes erklärt. Nebst den Anleitungen aus dem Leitfaden für die Moderation findest du ergänzende Anregungen und vertiefendes Wissen sowie ein Anwendungsbeispiel zum jeweiligen Prozessschritt.
Die Teilnehmenden der Intervisionsgruppe finden sich zusammen. In einem kurzen Austausch wird entschieden, wer die Moderation übernimmt. Erst wenn dies geklärt ist, beginnt die Moderation mit der Sammlung und der Priorisierung von Situationen. Je nach «Kultur» der Intervisionsgruppe kann die Rolle der Moderation von Treffen zu Treffen im Voraus vergeben werden. Es lohnt sich, die Moderation am Anfang einzuüben, denn sie ist zentral für das Gelingen des Intervisionsprozesses. Ziel des ersten Prozessschrittes ist es, dass die situationsgebende Person eine möglichst konkrete Fragestellung formulieren kann, ohne dass sie schon in aller Ausführlichkeit ihre Situation zu erzählen beginnt.
Der Leitfaden orientiert darüber, welche Aufgaben in diesem Prozessschritt anstehen und wie er in Bezug zum Reflexionsmodell steht. Im ersten Prozessschritt unterstützt die Moderation die Suche nach Situationen und deren Priorisierung. Dabei strukturiert sie so, dass die Teilnehmenden nur kurz ihre Situation benennen, allenfalls mit einer «Überschrift» versehen und schnell fähig sind, eine Situation zu priorisieren. Zudem wählt sie je nach Gruppe Personen aus, die die Zeit im Auge behalten und/oder die Prozessdokumentation übernehmen. Sie hilft der situationsgebenden Person, ihre Fragestellung so konkret wie möglich zu formulieren.
Hilfreiche Reflexions-Fragen sind:
Meistens erzählen wir bereits sehr ausführlich aus unserem Arbeitskontext und möchten so viele Informationen wie möglich in die Gruppe geben. Dies ist in diesem Prozessschritt zu vermeiden, da das ausführliche Erzählen erst im nächsten Prozessschritt stattfindet. Deshalb strukturiert die Moderation hier stark und hilft, die Situationen möglichst einzugrenzen. Eine Situation stellt einen «Ausschnitt», einen bestimmten Moment in einem Fallgeschehen dar und ist ein zusammenhängendes, zeitlich nicht unterbrochenes Interaktionsgeschehen.
Sie stellt sicher, dass alle Teilnehmenden ihre Situationen einbringen und in ein zwei Sätzen das benennen können, was sie beschäftigt. Sie vergewissert sich, dass die Situationsgebende Person ihre eingebrachte Situation selbst erlebt hat und das Geschehen aus ihrer Perspektive heraus schildert sowie eine möglichst konkrete Fragestellung in Ich-Form formulieren kann. Sollte dies noch nicht möglich sein, kann die Moderation am Ende des zweiten Prozessschrittes die Fragestellung konkretisieren lassen.
Im zweiten Schritt des Reflexionsmodelles findest du weiterführende Informationen, was unter einer Situationsbeschreibung im Gegensatz zu einer Fallschilderung zu verstehen ist. Hilfreiche Lektüre findest du hier:
Der kommunikative Prozess in der Intervisionsgruppe ist in sechs Prozessschritte unterteilt. Für jeden Prozessschritt findest du eine kurze Einführung, welche dir die Ziele des jeweiligen Prozessschrittes erklärt. Nebst den Anleitungen aus dem Leitfaden für die Moderation findest du ergänzende Anregungen und vertiefendes Wissen sowie ein Anwendungsbeispiel zum jeweiligen Prozessschritt.
Bevor die situationsgebende Person ihre Erzählung startet, vergibt die Moderation Zuhörperspektiven. Während der möglichst lebendig und nah am Geschehen geschilderten Situation hören die Teilnehmenden in ihren jeweiligen Perspektiven «erlebend» zu. Ziel dieses Prozessschrittes ist es, dass das damals Erlebte der situationsgebenden Person vergegenwärtigt werden kann – die Teilnehmenden bilden Resonanzen und es entsteht ein Eindruck.
Anleitung für die Moderation
Der Leitfaden orientiert darüber, welche Aufgaben im zweiten Prozessschritt anstehen und wie er in Bezug zum Reflexionsmodell steht.
Die Moderation orientiert sich bei der Verteilung der Perspektiven an den Triaden des Triple Mandates (Hilfe/Klientel-Kontrolle/Organisation-Fachlichkeit/Wissen, Werte der Profession) und an der Triade der Beratung (Fachperson-Organisation-Profession). Je nach Anzahl Teilnehmende vermag sie folgende Perspektiven zu verteilen, wobei die ersten zwei Perspektiven immer zu vergeben sind:
Danach formuliert sie weitere Aufträge an die Gruppe:
Am Ende der Erzählung ist es hilfreich, die Fragestellung an die Gruppe nochmals zu wiederholen oder an dieser Stelle zu konkretisieren.
In diesem Prozessschritt wird «nur» aufgenommen, gehört und nicht gewertet, eingeschätzt oder zugeordnet. Die Teilnehmenden lassen sich im wahrsten Sinn des Wortes von dem Erzählten beeindrucken und lassen das Gehörte in sich wirken, nachklingen – sprich resonieren. Auch die situationsgebende Person vermeidet Interpretationen oder sogar Lösungen, sie konzentriert sich auf eine möglichst facettenreiche und lebendige Schilderung von dem, was sich auf der (kommunikativen) Handlungsebene zugetragen hat und ihr dabei durch «Kopf und Bauch» gegangen ist. Es kann hilfreich sein, sich während dem Zuhören eigene Notizen in Form von Stichworten, Symbolen oder aber auch von Bildern zu machen – wichtig ist jedoch, dass dies nicht vom «erlebend» Zuhören ablenkt.
Die Ausführungen zur hermeneutischen Spirale helfen die Begriffe «Wahrnehmen», «Erfassen» und «Resonanzen» zu verdeutlichen.
Zu weiteren Ausführungen bezüglich der Perspektivenvergabe auf der Basis des Triple – Mandates und des Beratungsdreieckes siehe Wissen zu organisationalen Strukturen.
Der kommunikative Prozess in der Intervisionsgruppe ist in sechs Prozessschritte unterteilt. Für jeden Prozessschritt findest du eine kurze Einführung, welche dir die Ziele des jeweiligen Prozessschrittes erklärt. Nebst den Anleitungen aus dem Leitfaden für die Moderation findest du ergänzende Anregungen und vertiefendes Wissen sowie ein Anwendungsbeispiel zum jeweiligen Prozessschritt.
In diesem Prozessschritt findet der Austausch über die Resonanzen statt, welche in den Teilnehmenden während dem Zuhören in ihrer Perspektive entstanden sind. So entsteht ein Mehr an Perspektiven auf die Situation für die situationsgebende Person. Die subjektiven Wahrnehmungen, Emotionen, Gedanken und auftauchende Spuren handlungsleitender Haltungen und Wissensbestände werden in einer geeigneten Form visualisiert – es entstehen erste «Artefakte» als Grundlage für den weiteren Intervisionsprozess.
Der Leitfaden orientiert darüber, welche Aufgaben in diesem Prozessschritt anstehen und wie er in Bezug zum Reflexionsmodell steht.
Die Moderation wählt eine Form der Visualisierung aus, um die einzelnen Aussagen aus den Zuhörperspektiven zu erfassen und sie damit der Gruppe mitteilbar zu machen. Sie leitet diesen Austausch mit der Methode des Dialoges an und sorgt dafür, dass nicht bewertet, interpretiert und nicht zur Lösungssuche übergegangen wird. Sie stellt hilfreiche Reflexions-Fragen:
• Was habt ihr in dieser Perspektive erlebt?
• Welche Resonanzen sind in euch während dem Zuhören entstanden?
• Welche handlungsleitenden Werte, Haltungen oder Wissensbestände habt ihr gehört oder wahrgenommen?
Die Moderation achtet darauf, dass die Teilnehmenden ihre subjektiven Wahrnehmungen, Gedanken und Assoziationen aus ihrem Erleben in den jeweiligen Zuhör-Perspektiven austauschen und gegebenenfalls diese untereinander ergänzen können. Besonders in diesem Prozessschritt achtet sie darauf, dass die Methode des Dialoges angewendet wird und während der Interaktion in der Gruppe alle eine erkundende Haltung einnehmen, sich offen zuhören und eigene Meinungen und Bewertungen suspendieren – in der Schwebe halten. Auch die situationsgebende Person hört nun ihrerseits offen zu, ohne sich am Austausch zu beteiligen oder etwaige Äusserungen klären oder ergänzen zu wollen. Die Moderation achtet darauf, dass möglichst viele Perspektiven in Bezug auf die Fragestellung und die Situation entstehen und die Gruppe sich nicht «voreilig» auf eine Interpretation festlegt. Indem sie eine Form der Visualisierung wählt – beispielsweise zentrale wiederkehrende Begriffe oder Bilder auf einem Flipchart zu dokumentieren – schafft sie Artefakte, die im nächsten Prozessschritt als Ausgangspunkt des Verständnisprozesses dienen.
Die Ausführungen zur Methode des Dialoges findest du unter Grundlagen Dialog
Der kommunikative Prozess in der Intervisionsgruppe ist in sechs Prozessschritte unterteilt. Für jeden Prozessschritt findest du eine kurze Einführung, welche dir die Ziele des jeweiligen Prozessschrittes erklärt. Nebst den Anleitungen aus dem Leitfaden für die Moderation findest du ergänzende Anregungen und vertiefendes Wissen sowie ein Anwendungsbeispiel zum jeweiligen Prozessschritt.
Dieser Prozessschritt ist das Herzstück in der Intervision und in drei Teilschritte unterteilt. Gruppe und situationsgebende Person finden sich zusammen und erfassen in einem ersten Schritt die Phänomene, die sie aus der Visualisierung, aus den «Artefakten», im vorherigen Prozessschritt erkennen. Erst in einem zweiten Schritt werden nun mithilfe des dialogischen Diskurses diese herausgeschälten Phänomene versucht zu verstehen und zu erklären. Es werden Bezüge zwischen dem Handeln in der Situation, Wissen und Haltungen, Werten hergestellt und deren Bedeutung ausgehandelt. Im Verlaufe dieses Prozesses von Verstehen und Erklären findet gleichzeitig eine Bewegung weg von der konkreten Situation mit der konkreten Fragestellung statt hin zu Generalisieren von Erkenntnissen für weitere ähnliche solche Situationen mit ähnlichen darin vorkommenden Phänomenen. Es geht darum, kollaborativ zu lernen und Erkenntnisse, allenfalls auch Erklärungen, zu generieren – diese werden einerseits an die Fragestellung rückgebunden und andererseits als Grundlage für den Qualitätsdiskurs im nächsten Prozessschritt genutzt.
Der Leitfaden orientiert darüber, welche Aufgaben in diesem Prozessschritt anstehen und wie er in Bezug zum Reflexionsmodell steht. Gruppe und situationsgebende Person beteiligen sich gleichermassen.
Die Moderation bindet die situationsgebende Person in den Diskurs ein. Sie nutzt in diesem zentralen Schritt kollaborativen Lernens wiederum die Methode des Dialoges, um auf der Grundlage der Visualisierung im vorhergehenden Prozessschritt in einem ersten Teil die Phänomene heraus schälen zu helfen:
• Was wird euch mit Blick auf die Visualisierung deutlich?
• Welche Phänomene können wir erkennen?
Im zweiten Teilschritt leitet die Moderation das Aushandeln von Bedeutung von Wissen und Werten in Bezug auf die Phänomene in der Situation an. Sie beteiligt sich aktiv an diesem kollaborativen Lernprozess und orientiert sich dabei an folgenden Fragen:
• Mit welchem Wissen lassen sich diese Erkenntnisse erklären? oder
• Welche fachlichen Ressourcen/professonstheoretisches Wissen helfen, die Phänomene zu erklären? oder
• Welche Werte/Haltungen/Motivationen werden deutlich? oder
• Wie lassen sich blinde Flecken erklären? oder
• Im Sinne der Triaden: welche Diskrepanzen (Paradoxien), Spannungsfelder werden deutlicher?
Im dritten Teilschritt schliesst die Moderation den Dialog ab und fördert die Rückbindung der Erkenntnisse an die Fragestellung der Situationsgebenden Person – und sie hilft, dass das in der Gruppe generierte Wissen benannt und visualisiert wird. Abschliessend moderiert sie den Übergang zum nächsten Prozessschritt mit der Frage:
In diesem Prozessschritt wird deutlich, wie auch die Moderation Teil des kollaborativen Lernprozesses in der Intervisionsgruppe wird, indem sie einerseits den dialogischen Diskurs «hütet» bzw. hier auch als Vorbild fungiert und andererseits selber mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen daran teilnimmt. Gerade im Ausbildungskontext kann es wichtig sein, dass die Moderation hier hilft, indem sie eigenes Wissen und eigene Werte als Erklärungen von Phänomenen anbietet. Sie strebt mit ihrer Teilnahme an, dass alle in der Gruppe sich aktiv am Aushandeln der Bedeutung von Wissen und Werten in Bezug auf die Situation und die Fragestellung beteiligen. Sie fördert mit ihrer partizipativ ausgestalteten Moderation, dass die Teilnehmenden Bezüge zwischen ihren je eigenen Annahmen, Haltungen und Wissensbeständen herstellen können. Darüber hinaus achtet sie darauf, dass Wissensressourcen, Werte und Haltungen möglichst klar benannt werden.
In Bezug auf das Aushandeln von Bedeutung sowie die Relationierung von Wissen und Werten mit dem Handeln in konkreten Situationen findest du beim Reflexionsmodell weiterführende Informationen. In den Grundlagen zur Methode des Dialoges und zur hermeneutischen Spirale findest du hilfreiche Hintergrundinformationen. Zudem findest du die Definitionen, was wir unter kollaborativem Lernen verstehen, hier.
Der kommunikative Prozess in der Intervisionsgruppe ist in sechs Prozessschritte unterteilt. Für jeden Prozessschritt findest du eine kurze Einführung, welche dir die Ziele des jeweiligen Prozessschrittes erklärt. Nebst den Anleitungen aus dem Leitfaden für die Moderation findest du ergänzende Anregungen und vertiefendes Wissen sowie ein Anwendungsbeispiel zum jeweiligen Prozessschritt.
In diesem Prozessschritt bewegen wir uns klar weg von der konkreten Situation und den Überlegungen dazu. Wir treten innerlich einen Schritt zurück und blicken von oben auf die Erkenntnisse. Wir wollen nun erklären und führen einen Qualitätsdiskurs, dessen Ziel es ist, aus der konkreten Situation generalisierend Aspekte der Qualität professionellen Handelns zu benennen. Wir formulieren diese als Kriterien aus unserem Blickwinkel des professionellen Akteurs heraus und binden Perspektiven von Organisation und Profession mit ein.
Anleitung für die Moderation
Der Leitfaden orientiert darüber, welche Aufgaben im Prozessschritt anstehen und wie er in Bezug zum Reflexionsmodell steht. Gruppe und situationsgebende Person beteiligen sich gleichermassen. Die Moderation hilft, dass die Gruppe die für diese und ähnliche Situationen relevanten Haltungen, Werte und Wissensbestände herausschälen, verhandeln und benennen kann. Sie stellt sicher, dass die formulierten Qualitätskriterien festgehalten, dokumentiert sind. Sie unterstützt mit folgenden Fragen:
• Welche Standards für das eigene professionelle Handeln in ähnlichen Situationen lassen sich aus den Erkenntnissen im vorherigen Prozesschritt ableiten?
• Welchen professionellen Anspruch habe ich?
• Welches sind ethische Werte der Profession, die es zu beachten gilt?
• Welche eigenen Grenzen gilt es anzuerkennen?
Auch in diesem Prozessschritt ist es von Vorteil, wenn sich die Moderation aktiv am kollaborativen Lernprozess beteiligt. Nicht nur im Ausbildungskontext kann es hilfreich sein, dass die Moderation die Teilnehmenden darin unterstützt, ihre professionellen Ansprüche formulieren zu lassen mit Blick auf ihren je individuellen organisationalen Kontext und unter Anerkennung ihrer individuellen Ansprüche an Haltungen und Werte. Es bewährt sich, hier z.B. ganz bewusst den Berufskodex der Sozialen Arbeit beizuziehen oder auch ein Leitbild aus den in der Gruppe vertretenen Organisationen. Die Moderation beachtet aufmerksam, dass explizit die Werte der Profession und die Ansprüche oder Realitäten seitens Praxis gegenübergestellt werden. Die Gruppe erhält Zeit, durch die formulierten Erklärungen Zusammenhänge zu verstehen.
Berufskodex der Sozialen Arbeit
Du kannst dich hier noch vertiefter mit dem Zusammenspiel von Haltung und professionellem Handeln in organisationalen Strukturen einlesen.
Der kommunikative Prozess in der Intervisionsgruppe ist in sechs Prozessschritte unterteilt. Für jeden Prozessschritt findest du eine kurze Einführung, welche dir die Ziele des jeweiligen Prozessschrittes erklärt. Nebst den Anleitungen aus dem Leitfaden für die Moderation findest du ergänzende Anregungen und vertiefendes Wissen sowie ein Anwendungsbeispiel zum jeweiligen Prozessschritt.
Mit diesem Prozessschritt beginnt der Abschluss der Intervision, indem die Erkenntnisse über Werte, Haltungen, Wissensbestände sowie Qualitätsmerkmale mit dem je eigenen Handeln relationiert und in den individuellen eigenen Praxisalltag rückgebunden werden. Wir stellen uns vor, was wir in unserem Praxisalltag nutzen können. Dadurch wird das Verstehen verankert und ich kann mein Handeln begründen und erklären.
Der Leitfaden orientiert darüber, welche Aufgaben im Prozessschritt anstehen und wie er in Bezug zum Reflexionsmodell steht. Gruppe und situationsgebende Person beteiligen sich gleichermassen.
Die Moderation hilft bei der Rückbindung und der Relationierung des Erkenntnisgewinnes in Bezug auf Wissensbestände, Qualitäts- und Professionalitätsverständnis in die je eigene Praxis der Teilnehmenden. Sie achtet darauf, dass das im kollaborativen Lernprozess neu generierte Wissen sowie die je eigenen Werte, Haltungen und Qualitätsaspekte der Teilnehmenden klar benannt und ausgetauscht werden. Sie stellt sicher, dass eine teilnehmende Person die Dokumentation übernimmt. Folgende Reflexions-Frage hilft ihr beim abschliessenden «sharing»:
Wichtig ist, dass die Moderation mit einem Danke an die Gruppe und die situationsgebende Person die Intervision beendet.
Alle Teilnehmenden versuchen, ihren Erkenntnisgewinn klar zu benennen und Bezüge zu ihrem je spezifischen Organisationskontext herzustellen. Auch die Moderation formuliert ihren «Gewinn» aus der Intervision. Somit gewinnt die Gruppe als Ganzes nochmals einen Einblick, wie generalisierende Qualitätsgrössen für eine sachkundige, d.h. wissens- und wertebasierte Praxis in einem spezifischen Kontext situativ genutzt werden können. Die Teilnehmenden generieren Erklärungen für ihre spezifische Praxis und sollen befähigt werden, ihre durch die vertiefte Reflexion bewusste Haltung in Handlungsalternativen umsetzen zu können – dies im Sinne von «Haltung ist die beste Intervention». Mit diesem Prozessschritt macht die Moderation deutlich, wie Lernen über Grenzen von Organisationen hinweg stattfinden kann. Es kommt öfters vor, dass die situationsgebende Person dennoch noch ganz konkrete Handlungsanweisungen aus der Gruppe erhalten möchte. Wir empfehlen der Moderation, sich hier nicht «verführen» zu lassen und wenn erforderlich, noch diese eine Frage zu stellen, dann jedoch die Intervision zu beenden:
Mit der Rückbindung und Relationierung der Erkenntnisse in die je eigene Praxis werden aus dem Verstehensprozess in der Generalisierung und dem Erkennen von Phänomenen nun konkrete Erklärungen, die sich im praktischen Handeln zeigen können. Erfahre mehr darüber – hier.