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Mit Klient*innen gemeinsam Ressourcen erschliessen / Aussenwohngruppe für erwachsene Menschen mit Beeinträchtigungen

  • Der Klientel fehlen die Möglichkeiten bzw. das Bewusstsein vorhandene bzw. benötigte Ressourcen zu erschliessen
  • Die/der PSA erschliesst gemeinsam mit der Klientel persönliche, materielle, externe Ressourcen. Die/der PSA unterstützt die Klientel beim Erschliessen externer, materieller Ressourcen, übernimmt jedoch nur diejenigen Teile, welche die Klientel selber nicht oder nur mit unverhältnismässig grossem Aufwand bewältigen kann
  • Beim Ressourcen Erschliessen werden vorhandene Person- und Umweltpotenziale sensibel wahrgenommen und entwickelt
  • Das Ressourcen Erschliessen kann in verschiedenen Kontexten (Gespräch, Freizeitaktivität, sonstiges) und mit verschiedenen Tools (kommunikativ, gestalterisch, sonstiges) geschehen
  • Das Ressourcen Erschliessen kann spontan, aus einer bestimmten Situation heraus oder geplant stattfinden; immer ist es aber mit einem Ziel verbunden, welches erreicht werden soll

Beginn der Situation auf einer Aussenwohngruppe einer sozialen Institution für erwachsene Menschen mit einer Beeinträchtigung

Das Gespräch fand in den vergangenen Wochen an einem Wochenende als Vorbereitung für die bevorstehende Standortbestimmung von K statt. Der PSA bereitet das Gespräch sowie die entsprechenden Materialien in einem gesonderten Raum der Wohngruppe vor. Er legt ein Flipchart auf dem Tisch bereit, wobei er darauf eine menschliche Silhouette, eine Wolke mit Blitz, eine Sonne sowie einen Koffer skizziert. Daneben legt er verschiedene Stifte in unterschiedlichen Farben.

Der PSA bittet K in den Raum hinein und leitet das Gespräch ein, indem er die Befindlichkeit von K abfragt und den Grund für die geplante Übung erläutert. Er erläutert ebenfalls das weitere Vorgehen, wobei er zunächst den Fokus auf die Silhouette lenkt und K bittet, in die Silhouette Fähigkeiten zu schreiben, welche ihn seiner Meinung nach auszeichnen. K und der PSA notieren nun abwechselnd einige Fähigkeiten/ Ressourcen von K, wobei diese jeweils kurz erläutert oder anhand eines Beispiels dargestellt werden. Dabei werden vor allem die Fähigkeiten genauer betrachtet, welche K seit der letzten Standortbestimmung sich erarbeitet hat.

Anschliessend lässt der PSA K seine Wünschen und Träume schreiben, wobei sie nicht nach Machbarkeit oder Grösse sortiert werden. Der PSA hält sich dabei mit seinen eigenen Vorschlägen zurück, stellt Fragen zu den geäusserten Träumen und paraphrasiert einige in eigenen Worten. K wirkt in der Situation sehr gelassen und erfreut. Nach anfänglicher Nervosität zu Beginn des Gesprächs ist er nun sehr engagiert beim Erläutern seiner Wünsche und seiner Stärken. Er erzählt seine Ideen wortreich sowie mit grossem Einsatz seiner Handgestik. Wünsche formuliert er teilweise schon sehr konkret und skizziert bereits erste Umsetzungsschritte, wobei er sehr genau benennt wo er die Hilfe des PSA benötigt und bei welchen er auf sein soziales Netzwerk (Mitbewohner X, Lebenspartnerin Y sowie seine Familie) zurückgreifen wird.

Nachfolgend wird die Wolke mit Albträumen und Befürchtungen von K gefüllt und in den Koffer Fähigkeiten geschrieben, welche K gerne erarbeiten möchte und Situationen, in welchen er selber Schwierigkeiten in seiner Alltagsbewältigung sieht. Dabei äussert der PSA keine eigenen Vorschläge sondern fragt bei Unklarheiten nach oder gibt die geäusserten Ideen von K in eigenen Worten wieder.

Als Abschluss betrachten K sowie der PSA das gemeinsam erarbeitete Flipchart und der PSA informiert K darüber, dass in den nächsten Gesprächen jederzeit wieder daran gearbeitet werden kann bis zur Standortbestimmung. K bedankt sich für das gemeinsame Gespräch und verlässt den Raum wieder.

Erste Sequenz

… Das Gespräch fand in den vergangenen Wochen an einem Wochenende als Vorbereitung für die bevorstehende Standortbestimmung von K statt. Der PSA bereitet das Gespräch sowie die entsprechenden Materialien in einem gesonderten Raum der Wohngruppe vor. Er legt ein Flipchart auf dem Tisch bereit, wobei er darauf eine menschliche Silhouette, eine Wolke mit Blitz, eine Sonne sowie einen Koffer skizziert. Daneben legt er verschiedene Stifte in unterschiedlichen Farben.

Der PSA bittet K in den Raum hinein und leitet das Gespräch ein, indem er die Befindlichkeit von K abfragt und den Grund für die geplante Übung erläutert. Er erläutert ebenfalls das weitere Vorgehen, wobei er zunächst den Fokus auf die Silhouette lenkt und K bittet, in die Silhouette Fähigkeiten zu schreiben, welche ihn seiner Meinung nach auszeichnen. K und der PSA notieren nun abwechselnd einige Fähigkeiten/ Ressourcen von K, wobei diese jeweils kurz erläutert oder anhand eines Beispiels dargestellt werden. Dabei werden vor allem die Fähigkeiten genauer betrachtet, welche K seit der letzten Standortbestimmung sich erarbeitet hat.

Reflection in Action

  • Emotion Klient/in: Ich bin erfreut, dass ich nun seit längerer Zeit wieder ein Gespräch mit der PSA haben kann. Ich habe ihr viel zu erzählen und viele Fragen. Ich bin verwirrt, da ich diese Übung noch nie gemacht habe. Es ist anstrengend und ich muss mich sehr darauf konzentrieren, dass ich sie verstehe. Die verschiedenen Bilder amüsieren mich, da sie lustig gezeichnet sind. Ich bin kurzzeitig verwirrt und fühle mich überrumpelt, da ich selber aufschreiben soll, was ich gut kann. Ich fühle mich noch unvorbereitet und habe die Befürchtung, etwas Falsches zu sagen oder die PSA damit vor den Kopf zu stossen. Ich kann nicht genau abschätzen, was sie von mir erwartet. Daher bin ich froh darüber und erleichtert, dass sie mir einige Beispiele nennt und mir somit erste Anhaltspunkte für die Übung gibt. Ich fühle mich zunehmend stolz, da ich ihr von den Dingen erzählen kann, welche ich gelernt habe und sie mir dafür auch Komplimente macht.
  • Emotion Professionelle/r: Ich bin nervös. Ich versuche mir selber Mut zu machen, befürchte jedoch, dass K nicht über die Themen sprechen möchte oder die Übung nicht versteht. Ich werde während dem Gespräch gelassener, fühle mich zuversichtlich, da K die Übung zu verstehen scheint und mitmacht. Ich fühle mich zusehends entspannter und freue mich über die gemeinsame Arbeit.
  • Kognition Professionelle/r: Ich versuche, mir alle Gegenstände für die Übung vorzubereiten und an alle Eventualitäten zu denken. Ich fände es unklug, während der gemeinsamen Übung nach Stiften suchen zu müssen und immer wieder aus der Situation auszutrete. Ich achte auf das Setting, versuche K mit der Sitzposition nicht in eine Ecke zu drängen und die emotionale Fluchtroute frei zu halten. Die Symbole will ich klar und eindeutig zeichnen, sie sollen jedoch auch einladend und lustig wirken. Ich gehe im Kopf die einzelnen Schritte nochmals durch um im Gespräch sicher zu wirken und die Moderatorenrolle einnehmen zu können. Ich überlege mir bereits gewisse Gesprächsphasen, versuche Killerphrasen durchzugehen. Der Gesprächseinstieg soll ungezwungen wirken, daher frage ich ihn nach seiner Befindlichkeit. Eventuelle stark emotionale Themen (belastende) versuche ich zu strukturieren und auf später zu verschieben. Ich erkläre die Übung in einfachen Worten und nicht zu umfänglich, es soll ihn nicht demotivieren oder verwirren, wenn ich K mit zu vielen Informationen konfrontiere.

Zweite Sequenz

…Anschliessend lässt der PSA K seine Wünschen und Träume schreiben, wobei sie nicht nach Machbarkeit oder Grösse sortiert werden. Der PSA hält sich dabei mit seinen eigenen Vorschlägen zurück, stellt Fragen zu den geäusserten Träumen und paraphrasiert einige in eigenen Worten. K wirkt in der Situation sehr gelassen und erfreut. Nach anfänglicher Nervosität zu Beginn des Gesprächs ist er nun sehr engagiert beim Erläutern seiner Wünsche und seiner Stärken. Er erzählt seine Ideen wortreich sowie mit grossem Einsatz seiner Handgestik. Wünsche formuliert er teilweise schon sehr konkret und skizziert bereits erste Umsetzungsschritte, wobei er sehr genau benennt wo er die Hilfe des PSA benötigt und bei welchen er auf sein soziales Netzwerk (Mitbewohner X, Lebenspartnerin Y sowie seine Familie) zurückgreifen wird.

Reflection in Action

  • Emotion Klient/in: Ich fühle mich entspannt. Ich geniesse es, alleine mit der PSA sprechen zu können. Das Sprechen über meine Träume macht mir sehr viel Freude, ich begeistere mich für die Ideen, welche ich gerne zukünftig umsetzen möchte. Ich erzähle aber auch von Träumen, welche ich nicht sofort umsetzen kann und Hilfe benötige, fühle mich etwas albern und auch verletzlich. Es macht mir jedoch Mut, dass die PSA mir wirklich zuzuhören scheint. Sie stellt manchmal Rückfragen und ich fühle mich stolz, dass ich ihr Etwas erklären kann, was sie nicht versteht, mir aber sehr wichtig ist. Ich habe sehr viel Energie, fühle mich aufgestellt, beinahe schon überdreht. Ich muss mich in dieser Situation bewegen, nehme meine Hände um zu gestikulieren und die Dinge in meinem Kopf raus zu lassen.
  • Emotion Professionelle/r: Ich fühle mich entspannt und erlebe das Gespräch als sehr spannend und aufregend. Bin stolz darüber, dass K die Übung so gut mitträgt. Ich fühle mich gut, energiegeladen und habe Freude daran, K so gestikulierend und motiviert zu sehen. Ich muss mich jedoch auch zurück halten, was mir teilweise schwer fällt, manchmal möchte ich am liebsten Etwas zu seinen Wünschen und Träumen sagen.
  • Kognition Professionelle/r: Ich probiere K möglichst frei erzählen zu lassen. Nutze verschiedene Gesprächstechniken, um die Übung zu moderieren und K zu unterstützen, seine Gedanken zu äussern. Muss mich jedoch auch bewusst zurück halten, versuche keine Interpretationen von mir zu geben, welche den Prozess stark beeinflussen. Ich lasse K an gewissen Stellen weit ausholen und frage bei Unklarheiten gezielt nach, muss jedoch auch immer wieder die Zeit im Auge behalten, um den organisatorischen Rahmen des Gesprächs nicht zu überschreiten.

Dritte Sequenz

…Nachfolgend wird die Wolke mit Albträumen und Befürchtungen von K gefüllt und in den Koffer Fähigkeiten geschrieben, welche K gerne erarbeiten möchte und Situationen, in welchen er selber Schwierigkeiten in seiner Alltagsbewältigung sieht. Dabei äussert der PSA keine eigenen Vorschläge sondern fragt bei Unklarheiten nach oder gibt die geäusserten Ideen von K in eigenen Worten wieder.

Reflection in Action

  • Emotion Klient/in: Ich fühle mich etwas ruhiger als beim Erzählen über meine Träume. Meine Befürchtungen lassen mich nachdenken, machen mich teilweise auch traurig und ängstlich. Ich befürchte, dass ich keine Macht darüber besitze und ihnen schutzlos ausgeliefert bin. Ich fühle mich wehrlos und verletzlich in dieser Situation. Ich weiss wo ich mich verbessern kann und welche Fähigkeiten ich unbedingt noch erlernen möchte. Ich fühle mich motiviert, diese auch zu erlernen, um meine Träume umzusetzen.
  • Emotion Professionelle/r: Ich bin überrascht über die Vorschläge von K bzgl. der Fähigkeiten, welche er gerne erlernen möchte. Sie entsprechen vielfach auch meiner Einschätzung, welche ich jedoch zurückhalten möchte. Ich bin erfreut darüber, dass er bei diesem Teil der Übung ebenfalls engagiert mitmacht.
  • Kognition Professionelle/r: Ich versuche, K nicht durch meine eigenen Äusserungen zu beeinflussen. Ich nutze Fragetechniken, um Details zu erfahren und ihn zum weiteren Nachdenken anzuregen. Wenn K niedergeschlagen wirkt oder Äusserungen macht, die ihn eher betrüben, lasse ich sie dennoch kurz stehen und versuche ihn dann auf die nächsten Punkte zu lenken bzw. ihn dahin zu führen, immer wieder auf seine Erfolge zurück zu blicken.

Vierte Sequenz

…Als Abschluss betrachten K sowie der PSA das gemeinsam erarbeitete Flipchart und der PSA informiert K darüber, dass in den nächsten Gesprächen jederzeit wieder daran gearbeitet werden kann bis zur Standortbestimmung. K bedankt sich für das gemeinsame Gespräch und verlässt den Raum wieder.

Reflection in Action

  • Emotion Klient/in: Ich fühle mich stolz wenn ich sehe, was ich geschafft habe. Ich freue mich über die vielen Dinge, die ich gewusst habe und die vom PSA aufgeschrieben wurden. Ich bin jedoch auch erschöpft, fühle mich müde von der ganzen Arbeit. Ich musste mich stark konzentrieren, über viele Dinge nachdenken und mich erinnern. Ich schaue meine Arbeit an, fühle mich gut, erleichtert darüber, dass wir nun damit auch vorerst fertig sind. Ich bin auch erstaunt darüber, dass ich immer wieder daran arbeiten kann. Das kenne ich von den vorherigen Standortbestimmungen und dessen Vorbereitung nicht, dort war es jeweils ein einmaliges Gespräch und daher hatte ich immensen Druck, das Richtige zu sagen. Ich finde es bemerkenswert und toll, dass ich nun dieses Plakat immer wieder betrachten und daran arbeiten kann, wenn ich Lust dazu habe.
  • Emotion Professionelle/r: Ich fühle Stolz darüber, dass dieses Gespräch einen gelungenen Abschluss gefunden hat und dass diese Art, an einem solch belastenden Thema (Standortbestimmung) zu arbeiten, dermassen gut von K angenommen wird. Ich sehe seine Freude über sein Werk und auch seine Erschöpfung. Ich selber bin auch erschöpft, fühle mich müde vom genauen Zuhören und der Gesprächsführung. Daher bin ich auch erleichtert und froh, dass das Gespräch nun vorerst zu Ende ist und ich die vielen Eindrücke verarbeiten kann.
  • Kognition Professionelle/r: Ich fasse die Erkenntnisse für K zusammen, lasse ihn selbst sein Werk betrachten und frage gezielt nach seinen Eindrücken. Ich versuche, über meine Wortwahl einen Abschluss zu finden, mittels Blitzlichtmethode auf die wichtigen Punkte zu kommen und ihn anschliessend mit einem guten Gefühl aus der Situation treten zu lassen. Ich sage dabei mehrmals, dass er jederzeit am Flipchart weiter arbeiten kann und weise damit auch darauf hin, dass dieser Prozess nicht abgeschlossen und damit unwiederruflich ist, sondern dass K die Kontrolle darüber besitzt und gesagte bzw. aufgeschriebene Äusserungen auch von ihm bearbeitet und revidiert werden können.

5.1      Erklärungswissen – Warum handeln die Personen in der Situation so?

Mit welchem Konzept können Ressourcen bei K erschlossen werden ohne ihn auf seine Beeinträchtigung zu reduzieren?

  • Funktionale Gesundheit: Gemäss INSOS Schweiz (INSOS Schweiz 2009: 19) bietet das Konzept der Funktionalen Gesundheit “ein Modell, mit dem Zusammenhänge und Wirkungen von Gesundheitsproblemen, Beeinträchtigungen und Behinderungen aufgezeigt und verständlich gemacht werden können (…). Der Mensch wird als bio-psycho-soziales Wesen definiert.” Entsprechend ist eine Person als funktional gesund zu sehen, wenn sie “möglichst kompetent und gesund, an den Lebensbereichen teilnimmt und teilhat, an denen nicht beeinträchtigte Menschen normalerweise auch teilnehmen und teilhaben“ (vgl. ebd.: 38). Dies bedeutet auf die Arbeit in einer Wohngruppe bzw. auf die beschriebene Situation bezogen, dass Situationen bzw. das Setting möglichst normalisiert gestaltet  und dennoch auf die individuellen Bedürfnisse der Klienten und Klientinnen abgestimmt werden sollten, so dass sie möglichst kompetent und entsprechend ihren Möglichkeiten daran teilnehmen können. Normalisert bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Menschen (ausserhalb des institutionalisierten Kontextes) im selben soziokulturellen Raum (Schweiz) und in derselben Altersgruppe auch an solchen Situationen teilhaben. Entsprechend achtet der PSA darauf, dass die Unterstützung K dazu befähigt, die Übung zu verstehen und im Rahmen seiner Möglichkeiten selbst auszuüben. Das Setting soll dabei weniger auf die Behinderung von K als vielmehr auf seine Bedürfnisse und seine Zukunftswünsche zugeschnitten sein, da ein gemeinsamer Austausch über Träume, Wünsche und die Zukunft eher der gesellschaftlichen Realität entspricht, auch wenn dafür gewisse Hilfsmittel hinzugezogen werden.

Welche grundlegenden Werte und Konzepte müssen bei der sozialen Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen berücksichtigt werden?

  • Anerkennungstheorie: Entsprechend der Annerkennungstheorie nach Axel Honneth (in: Schreiner 2013: 87-88) benötigen Menschen drei Formen der Anerkennung um Selbstvertrauen, Selbstachtung und Selbstwert zu entwickeln und sich als vollwertiges Mitglied einer Gesellschaft zu fühlen. Dies wäre zum einen soziale Nahbeziehungen bzw. Primärbeziehungen, welche durch wechselseitige Fürsorge und einer hohen positiven Affektivität gekennzeichnet sind. Durch die Stabilität solcher Beziehungssysteme und die hohe Akzeptanz der Individualität kann Selbstvertrauen als Grundlage für die Entwicklung von persönlicher Integrität erworben werden. Als zweite Form der Annerkennung wäre das Recht zu nennen. Die Person wird dabei entsprechend ihren Möglichkeiten als zurechnungsfähig für die Entscheidungen, die ihr Leben betreffen, gesehen. Die Teilhabe der Person wird im gesellschaftlichen Leben angestrebt. Die rechtliche Anerkennung umfasst dabei die politischen, bürgerlichen sowie sozialen Rechte und verurteilt soziale Exlusion bzw. den Ausschluss von grundlegenden Entscheidungsmöglichkeiten. Die dritte Form der Anerkennung ist die Leistung/ die Solidarität. Sie betrifft die Möglichkeiten des Individuums, einen Wert in einer Gesellschaft beizusteuern und im solidarischen Austausch eine gemeinsame kulturelle Indentität zu ermöglichen. Entsprechend dieser drei Formen der Annerkennung (soziale Nahbeziehungen, rechtliche Anerkennung, Leistung) versucht der PSA, die Beziehung zu K fortlaufend zu reflektieren, Möglichkeiten zur Rollendiversität zu ermöglichen, Vorschläge und Gesprächsbeiträge nicht auf ihre Verwertbarkeit hin zu werten und K als zurechnungsfähig betreffend ihrer eigenen Lebensentscheide zu betrachten.
  • Sozialraumorientierung: “Das Konzept der Sozialraumorientierung richtet den Blick auf wesentliche Aspekte gelingender Inklusion: Die konsequente Orientierung an den Interessen und am Willen der unterstützten Person und die Nutzung der Ressourcen der Menschen und des Sozialraums.” (Doose 2013: 16) Entsprechend dieser Leitaussage sollten sich Hilfe- und Unterstützungsleistungen für Menschen an deren Willen und ihrem nahen Umfeld orientieren. Die Umsetzung richtet sich nach vorhandenen Ressourcen und den unterstützenden Personen vor Ort. Indem der PSA niederschwellige Hilfsangebote intiiert und K bei der verbalen Vermittlung seiner Wünsche nicht zu beeinflussen versucht, kann dieser bekannte Ressourcen in seinem Umfeld für die geplante Umsetzung hinzuziehen und UNterstützungsleistungen selber entwickeln, welche sich der Systemlogik institutionalisierter Behindertenhilfe zumindest teilweise entzieht.

5.2      Interventionswissen – Wie kann ich als professionelle Fachperson handeln?

Personenzentrierte Gesprächsführung: Die Grundregeln für “gute Unterstützung” sind gemäss Stephan Doose (Doose 2013: 1):

  • Ohne Spass an der Arbeit geht gar nichts
    Da Unterstützungsprozesse über die institutionellen Vorgaben hinausgehen und gewisse zeitliche Ressourcen benötigen, müssen sie lustvoll gestaltet sein und Spass machen, so dass nicht nur die Klientinnen und Klienten dies umsetzen möchten, sondern auch die beteiligten Professionellen der Sozialen Arbeit. Dies bedeutet für die PSA, dass sie sich bewusst auf diesen Prozess einlassen muss.
  • “Wir Menschen mit Lernschwierigkeiten sind zuerst Menschen. Wir haben die gleichen Rechte und Pflichten wie alle Menschen.”
    Die PSA muss in der geschilderten Situation partnerschaftlich und gerecht mit K umgehen, um den Unterstützungsprozess initiieren zu können. Machtaspekte müssen dabei ebenso reflektiert werden wie die Übertragung von Verantwortung und Aufgaben an K. K muss Pflichten übernehmen und für die eigenen Ziele einstehen können, so dass er sie zukünftig umsetzen kann.
  • Fehler zulassen – na klar! 
    Fehler gehören in Unterstützungsprozessen dazu. Entsprechend muss die PSA Kontrolle über die Situation abgeben und K Fehler machen lassen bzw. unrealistisch wirkende Träume nicht ablehnen sondern die dahinter liegende Funktion des Traums (im Sinne der Phänomenologie) heraus arbeiten und K in diesem Prozess begleiten.
  • Zeit und Geduld sind Teil von Unterstützung
    Zeitdruck und Stress sind keine förderlichen Faktoren für Unterstützungsprozesse. Entsprechend muss das Gespräch zwischen dem PSA und K so gestaltet sein, dass genügend Zeit vorhanden ist, dass immer wieder an der Standortbestimmungsvorbereitung gearbeitet werden kann und dass K die Zeit findet, seine Ansichten zu äusern und sich zu erklären.
  • Eine gemeinsame Sprache finden
    Das Gespräch muss so gestaltet sein, dass K die Anforderungen und Äusserungen der PSA versteht und in eigenen Worten wieder geben kann. Die Gesprächsführung der PSA muss an die Fähigkeiten von K angepasst sein und in ermunternder und authentischer Weise gestaltet sein. Äusserungen, welche K nicht versteht, müssen erläutert und mit Beispielen versehen werden. ebenso muss die PSA darauf achten, belastende Begriffe, welche K demotivieren, zu unterlassen oder den Sinn dahinter zu erläutern. Provokative Aussagen der PSA müssen sehr gezielt eingesetzt und als solche gekennzeichnet werden, um die Situation mit K fortlaufend gemeinsam zu reflektieren.

Methode Puzzle Teile (Doose 2013: 7): 

  • Wenn es um Zukunftsplanung geht, geht es immer auch um das Entdecken des Gegenübers und der eigenen Person. Menschen mit Beeinträchtigungen werden oftmals über Jahre hinweg stark bevormundet und entsprechend verlieren sie dabei die Fähigkeit, die eigenen Stärken und Fähigkeiten zu sehen und neu an sich zu entdecken. Daher werden bei dieser Methode auf einem grossen Blatt Papier oder Flipchart ausgewählte Aspekte der Lebenswelt von K mittels Puzzleteilen oder Schablonen in Erfahrung gebracht, sich darüer ausgetauscht und diese entdeckten Anteile verschriftlicht. Der PSA gibt dabei gewisse Themen bereits vor, um den Prozess in Anlehnung an die institutionellen Rahmenbedingungen auf die Zukunftsplanung hin zu lenken und K eigene Fertigkeiten entdecken zu lassen. Dabei werden vermeintliche Schwächen umgedeutet und auf die positive Veränderungen im Leben von K hingewiesen.

5.3      Erfahrungswissen – Woran erinnere ich mich, was kenne ich aus ähnlichen Situationen?

  • PSA: Der PSA bereitete bereits ein Mal ein Zukunftsfest mit K zusammen vor und weiss deshalb um mögliche Lösungsansätze und Probleme, welche um eine solche Vorbereitung entstehen können. Er konnte ebenfalls Erfahrung in Bezug auf hilfreiche Schritte in der Planung (Einbezug von Flipcharts, Zeichnungen etc.) sammeln und entsprechend für die einzelnen Gespräche adaptieren. Die Verschriftlichung und das Zeichnen von Gesprächsinhalten erwies sich dabei als sehr effektiv und lustvoll, da über einen kreativen Zugang Informationen und Resultate verarbeitet und in passender Art und Weise festgehalten werden. Diese Skizzen, Zeichnungen und Satzfragmente können dabei immer wieder in kurzer Zeit reaktiviert und mit Sinn gefüllt werden. Andererseits sind sie inhaltliche nicht genau festgelegt und entsprechend können beim Betrachten auch immer wieder neue Sinnzusammenhänge hergestellt werden.
  • PSA: Im beruflichen Alltag vom PSA finden unzählige formelle sowie informelle Gespräche mit den Klientinnen und Klienten statt. Entsprechend verfügt der PSA über eine Vielzahl unterschiedlicher Gesprächstechniken und Methoden, um Gesprächssituationen vorzubereiten, zu gestalten und abzuschliessen. Fragetechniken, welche offen gehalten sind und keine starke Beeinflussung des Gegenübers zulassen erweisen sich dabei regelmässig als sinnvoll, um die Gedankenwelt und die Ansichten des Gegenübers abzuholen. Sie müssen jedoch entsprechend der Klientinnen und Klienten mehr oder weniger offen formuliert werden, da sie gewisse kognitive sowie verbale Kompetenzen voraussetzen.
  • PSA: Der PSA arbeitet mit K bereits seit einigen Jahren in der Bezugspersonenarbeit eng zusammen. Entsprechend kennt er mögliche erfolgreiche methodische Zugänge und Techniken, um K zu aktvieren und mehr über seine Lebenswelt zu erfahren. Ebenfalls kann er die Zeitspanne, in welcher sich K konzentrieren kann abschätzen und kennt verbale sowie nonverbale Kommunikationsformen von K. Dies hilft dem PSA dabei, das Gespräch fortlaufend anzupassen, zu verändern und bzgl. derm Zeitmanagement zu steuern, so dass K sich einbringen kann und dennoch nicht Gefahr läuft, kognitiv bzw. verbal überfordert zu sein.
  • K: K reagiert auf kreative Methoden sehr neugierig und hat in der Regel Spass daran, kreativ zu arbeiten bzw. sich über Zeichnungen und über Lyrik auszudrücken.
  • K: K hat die Fähigkeit, Hypothesen zu bilden und in Varianten bzw. Alternativen zu denken. Entsprechend kann er eigene Wünsche, zukünftige Ereignisse und Handlungsalternativen abschätzen und in Verbindung zu seinen Entscheidungen sowie seinen Handlungen setzen.
  • K: K hat die Tendenz, bei Problemen und bei unangenehmen Tätigkeiten vorschnell Hilfe zu holen und Aufgaben abzuschieben. Entsprechend muss er bei der Planug von Hilfeleistungen eher auf seine eigenen Möglichkeiten und Fertigkeiten hingewiesen werden.
  • K: K ist verbal sehr kompetent, interessiert sich für Sprache und hat einen Beruf, welcher Theatralik sowie verbales Geschick erfordern. Entsprechend kann er sich sehr differenziert ausdrücken und hat Spass daran, sich zu exponieren und seine Meinung darzustellen.

5.4      Organisations- und Kontextwissen – Welche Rahmenbedingungen beeinflussen mein Handeln?

  • In den Qualitäts-Richtlinien der Institution ist festgehalten, dass bei erwachsenen Klientinnen und Klienten alle 2 Jahre eine Standortbestimmung stattzufinden habe, an welcher im Normalfall alle fallbeteiligten Professionellen der Sozialen Arbeit sowie der beteiligte Klient bwz. die beteiligte Klientin teilnehmen. Aus diesem Gespräch resultiert anschliessend eine verschriftlichte Förderplanung mit bereichsunterschiedlichen Zielen und auf Wunsch des Klienten, der Klientin ein Angehörigengespräch.
  • Die Institution arbeitet nach dem sogenannten Bezugspersonensystem, nach dem alle Klientinnen und Klienten eine Ansprechperson zugeteilt bekommen bzw. diese wählen können. Diese Bezugsperson regelt anschliessend die gesamte notwendige administrative Arbeit, überprüft die Förderplanung, ist für den Kontakt zu den Anghörigen und der interdisziplinären Fallarbeit zuständig und dazu verpflichtet, regelmässige Gespräche durchzuführen und diese zu protokollieren.
  • Aufgrund der begrenzten Platzverhältnisse auf der Wohngruppe werden formelle Gespräche überwiegend im Büro der Fachkräfte durchgeführt. Das Büro wird hierfür vorgängig reserviert und entsprechend des Gesprächssettings angepasst bzw. eingerichtet.
  • Die Mitarbeitenden der Wohngruppe verrichten regelmässig Wochenenddienste,wobei die Anzahl der anwesenden Klientinnen und Klienten schwankt. An den Wochenenden bleibt in der Regel mehr Zeit für Gespräche, für Ausflüge und klientenspezifische Aufgaben. Jedoch werden selten formelle Gespräche am Wochenende durchgeführt und jeweils vorher angekündigt, so dass die Klientinnen und Klienten genügend Freizeit und Erholung haben.
  • Das Konzept der Aussenwohngruppe besagt, dass sich das Wohnangebot an sehr selbständige, kompetente Klientinnen und Klienten richtet, diese sich verbal äussern können und bereits über ein hohes Mass an Selbstverantwortung verfügen müssen. Ziel ist dabei das ermöglichen einer grösstmöglichen Selbständigkeit sowie Selbstbestimmung betreffend der eigenen Lebensführung und der Alltagsbewältigung.

5.5      Fähigkeiten – Was muss ich als professionelle Fachperson können?

  • Methodenkompetenz: Der PSA muss in einer solchen Situation in der Lage sein, verschiedene Methoden der Gesprächsführung, der personenzentrierten Zukunftsplanung, der situativen Führung und didiaktische Hilfsmittel sinnvoll anzuwenden und situationsbedingt zu variieren bzw. sie im Moment zu verändern oder auch bewusst fallen zu lassen. Da soziale Interaktionen nicht vorherbestimmbar und kontrollierbar sind, benötigt der PSA Sicherheit im Umgang mit verschiedenen Hilfsmitteln und Techniken, um sie erfrolgreich anzuwenden und eine gewisse Planbarkeit zu simulieren.
  • Reflexionskompetenz: Personenzentrierte Zukunftsplanung bedeutet in der Praxis immer auch ein Verlust von Kontrolle und Machtanteile. Ebenso geht ein Rollenwechsel vom Betreuer hin zu verschiedenen Assistenzformen damit einher. Entsprechend muss der PSA sich selber und seine professionelle Rolle permanent reflektieren und auf die Ausübung von Macht, Kontrolle und Zwang untersuchen können. Die Umsetzung von personenzentrierter Zukunftspanung bedeutet jeweils auch den partizipativen Umgang mit Klientinnen und Klienten sowie die Reduktion von unbegründeter Zwangsmassnahmen. Sie hinterfragt bestehende Strukturen, Abläufe und den professionellen Alltag und versucht diesen im Sinne einer emanzipativen Form zu verändern. Kritisches Denken, sich selber hinterfragen können und offen für die neuen Formen der professionellen Begleitung sein sind daher ebenso wichtige Kompetenzen für den PSA.

5.6      Organisationale, infrastrukturelle, zeitliche, materielle Voraussetzungen – Womit kann ich handeln?

Organisationale Voraussetzungen:

  • Entsprechen die Gesprächsinhalte der systemlogik der Organisation bzw. lassen sich die Inhalte entsprechend der Organisationslogik weiter verwerten?
  • Die vorbereitenden Gespräche für die Standortbestimmung werden durch die Bezugsperson durchgeführt.

Infrastrukturelle Voraussetzungen:

  • Das Gespräch wird aufgrund der engen Platzverhältnisse im Büro des PSA durchgeführt.
  • Aufgrund der Methode der personenzentrierten Zukunftsplanung werden Stifte, Flipcharts etc. im Büro verteilt und genutzt.

Zeiltiche Voraussetzungen:

  • Das Gespräch findet am Wochenende statt, da dort mehr Zeit für individuelle Aufgaben der Klientinnen und Klienten vorhanden ist.
  • Das Gespräch ist aufgrund der kognitiven Beeinträchtigung von K sowie der personellen Ressourcen der Wohngruppe beschränkt.

5.7      Wertewissen – Woraufhin richte ich mein Handeln aus? Welches sind die zentralen Werte in dieser Situation, die ich als handelnde Fachperson berücksichtigen will?

Der PSA richtet in dieser Situation sein Handeln grundsätzlich nach dem Berufskodex der Sozialen Arbeit (Avenir Social 2010: 8 f.) sowie der UN Behindertenrechtskonvention (https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20122488/index.html):

Berufskodex Soziale Arbeit:

  • Grundsatz der Selbstbestimmung:
    “Das Anrecht der Menschen, im Hinblick auf ihr Wohlbefinden ihre eigene Wahl und Entscheidung zu treffen, geniesst höchste Achtung, vorausgesetzt, dies gefährdet weder sie selbst noch die Rechte und legitimen Interessen Anderer.”
  • Grundsatz der Partizipation:
    “Die für den Lebensvollzug der Menschen notwendigen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, sowie Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit, verpflichtet zu Miteinbezug und Beteiligung der Klientinnen und Klienten, Adressatinnen und Adressaten.”

UN Behindertenrechtskonvention:

  • Artikel 3: Allgemeine Grundsätze
    Die Grundsätze dieses Übereinkommens sind:
    a) die Achtung der dem Menschen innewohnenden Würde, seiner individuellen Autonomie, einschliesslich der Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen, sowie seiner Unabhängigkeit;
    b) die Nichtdiskriminierung;
    c) die volle und wirksame Teilhabe an der Gesellschaft und Einbeziehung in die Gesellschaft;d)die Achtung vor der Unterschiedlichkeit von Menschen mit Behinderungen und die Akzeptanz dieser Menschen als Teil der menschlichen Vielfalt und der Menschheit;
    e) die Chancengleichheit;f)die Zugänglichkeit;
    g) die Gleichberechtigung von Mann und Frau;
    h) die Achtung vor den sich entwickelnden Fähigkeiten von Kindern mit Behinderungen und die Achtung ihres Rechts auf Wahrung ihrer Identität
  • Die Ressourcen der Klientel sind, zu Gunsten eines gemeinsam definierten Ziels, herausgearbeitet.
  • Die persönliche, kognitive und emotionale Einschätzung der Klientel sind mit einbezogen.
  • Der Unterstützungsprozess ist partizipativ gestaltet: Die Klientel wird entsprechend seiner/ ihrer individuellen Möglichkeiten bei allen Schritten des Unterstützungsprozesses mit einbezogen.
  • Der Unterstützungsprozess basiert auf professionellen Prozessgestaltungsmodellen und -methoden unter Einbezug von Fachwissen und Werten.
  • Der Unterstützungsprozess wird der Klientel nachvollziehbar erläutert

Die Gesprächssituation wurde durch den PSA vorgängig geplant, die benötigten Materialien bereit gelegt und anhand der ausgewählten Methode die einzelnen Prozessschritte skizziert. Das Gespräch fand dabei in einem gesonderten Raum statt, wo eine gewisse Privatsphäre K gegenüber gewährleistet werden konnte. Da der PSA das Vorgehen jeweils erläuterte und bei gewissen Teilen des Unterstützungsprozesses mitwirkte, konnte sich K orientieren und bei Bedarf nachfragen. Durch das kreativ gehaltene Setting und die vertrauliche Atmosphäre konnte K dabei ungestört und gemäss seinem eigenen Tempo Vorschläge einbringen und ausgewählte Aspekte genauer beleuchten.

Die Grundsätze der personenzentrierten Zukunftsplanung wurden im Gespräch berücksichtigt, da einerseits die Methode (Puzzle) angewendet, andererseits die Unterstützung so gestaltet wurde, dass K sich einbringen konnte. Seine Vorschläge, Wünsche und Träume wurden dabei nicht vom PSA kommentiert, hinterfragt oder verworfen sondern als Ausdruck der individuellen Lebenswelt des Gegenübers akzeptiert und es wurde nur bei Verständnisschwierigkeiten nachgefragt, ohne den Inhalt zu werten. Ebenfalls versuchte der PSA, sich selber zurück zu halten, eigene Vorschläge nur am Anfang des gemeinsamen Gespräches zur Verdeutlichung einfliessen zu lassen und die eigene Rolle passiv zu gestalten. Dabei war es ihm sehr wichtig, eigene Machtanteile zu reflektieren und soziale Kontrolle möglichst zu reduzieren.

Die Ressourcen von K wurden herausgearbeitet und durch die PSA sowie K anhand des Flipcharts gesichert. Da K hauptsächlich seine eigenen Ansichten wiedergeben konnte und diese ungefiltert augenommen wurden, wurden seine persönliche Einschätzung entsprechend berücksichtigt.

Ebenfalls wurde darauf geachtet, dass K in diesem Moment funktional gesund ist. Dies bedeutet, dass der PSA darauf geachtet hat, dass er kompetent an diesem Gespräch teilhaben konnte, dass das Gesprächssetting nicht behinderungsspezifisch von der Methode her war und dass K in diesem Moment psychisch sowie physisch gesund sein konnte. Entsprechend wurden ethische Grundgedanken und zentrale Werte der Sozialen Arbeit zu berücksichtigen versucht.

Wird der Ansatz der personenzentrierten Unterstützung konsequent weiter gedacht, so müsste der Einfluss der PSA weiter reduziert werden. Durch die anfängliche Einflussnahme und das Einbringen eigener Vorschläge wurde K in seiner eigenen Wahrnehmung beeinflusst und in den eigenen Ansichten bzgl. Ressourcen etc. gesteuert. Wirkliche personenzentrierte Gesprächsführung müsste dies berücksichtigen und K zuerst gefragt werden, was er denn unter Zukunft, Träumen, Ressourcen etc. verstehe und von diesen Definitionen aus das weitere Vorgehen bestimmen.

Ebenfalls könnte K bereits einige Tage bis Wochen vor dem Gespräch über das Ziel informiert und ihm die geplanten Materialien zur Verfügung gestellt werden. K hätte somit die Möglichkeit, sich über die Punkte zu informieren und alternative Methoden auswählen, die ihm besser erscheinen. Er wäre somit nicht nur in der Gesprächssituation selber involviert, sondern im gesamten Unterstützungsprozess.

  • avenirsocial (2010). Berufskodex Soziale Arbeit Schweiz. Ein Argumentarium für die Praxis der Professionellen. www.avenirsocial.ch
  • Doose, Stefan (2013). “I want my dream”. Persönliche Zukunftsplanung. Neue Perspektiven und Methoden einer personenzentrierten Planung mit Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen. Neu Ulm: AG SPAK.
  • INSOS Schweiz (2009).Das Konzept der Funktionalen Gesundheit. Grundlagen, Bedeutung und Einsatzmöglichkeiten am Beispiel der Behindertenhilfe. www.insos.ch
  • Schweizerische Eidgenossenschaft (2017). Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. www.admin.ch
  • Schreiner, Mario (2013). Teilhabe und Anerkennung – Massstäbe für Werkstattbeschäftigung. In: Dorrance, Carmen/ Dannenbeck, Clemens (Hrsg.) (2013). Doing Inclusion. Inklusion in einer nicht inklusiven Gesellschaft. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt. S. 85-95.

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