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Ausbildungsgespräch führen / Schwieriges Feedback-Gespräch
- Das reflektierende PA Gespräch dient der Reflexion, und Analyse von erlebten Situationen des professionellen Handelns und der Planung von Zukünftigen.
- Das Gespräch ermöglicht Lernen in einem geschützten Rahmen (Vertrauen, Ausbildung, Wertschätzung, Fehlerkultur). Kooperation, Dialog und Kommunikation stehen im Zentrum.
- PA und Studierende haben unterschiedliche Voraussetzungen (Wissen, Erfahrungen, Macht, Stellung in Organisation) und unterschiedliche Rollen.
- Das Gespräch dient dazu, die Studierenden zu unterstützen, zu begleiten und sie anzuregen, ihre eigene authentische Haltung und Ideen zu entwickeln und einzubringen.
- Es handelt sich um ein vereinbartes Gespräch, das in einem zeitlich definierten Rahmen durchgeführt wird.
- Das Gespräch ist geplant, von allen beteiligten Seiten vorbereitet und wird durch die PA strukturiert und durch die Studierenden dokumentiert.
- PA zeigt als Modell seine/ihre Kompetenzen und Wissensbestände und legitimiert die eigenen Interventionen.
- Das Gespräch hat einen zumindest impliziten Bewertungscharakter.
Das Praktikum findet in einer Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik in der Ostschweiz statt. Die Klinik verfügt über drei Stationen, die je in zwei Gruppen aufgeteilt sind. Auf jeder Gruppe befinden sich je nach Belegung zwischen 5 und 7 Jugendliche. Aufgenommen werden Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren. Je nach Auftrag (z.B. Abklärung, Krisenintervention, Therapie) variiert der Aufenthalt zwischen einigen Tagen bis zu mehreren Monaten Auf der Gruppe arbeiten Sozialpädagogen und Pflegefachpersonen zusammen. Zudem wird mit den Bereichen Sozialarbeit, Therapie, Kreativtherapie und Medizin eng zusammen gearbeitet. Der teilweise recht turbulente Stationsalltag erfordert eine hohe Flexibilität der Mitarbeitenden.
Zur Aufgabe der Praktikantin gehörten unter anderem folgende Tätigkeiten:
- Begleitung der Kinder und Jugendlichen in der Alltagsbewältigung
- Mitwirkung bei der Gestaltung des therapeutischen Milieus auf der Gruppe
- Mitgestaltung der interdisziplinären Zusammenarbeit (Sozialpädagogik, Pflege, Sozialarbeit, Psychologie, Arzt, Schule, Kreativtherapie)
- Schriftliche / mündliche Berichterstattung zur Befindlichkeit einzelner Kinder/Jugendlichen wie zur Gesamtgruppe
- Dem Stand der Ausbildung angemessene Übernahme von Bezugspersonenarbeit oder Teilaufgaben davon
- Organisieren von Freizeitaktivitäten
- Zusammenarbeit mit Eltern und externen Hilfssystemen
- Mitgestaltung von gruppeninternen und interdisziplinären Sitzungen und Visiten
- Situationsadäquate Mithilfe in Krisensituationen
- Teilnahme an betrieblichen Fortbildungen
- Arbeiten gemäss den für den Pflegedienst der Klink gültigen Weisungen und Pflegestandards
- Regelmässige, aktive Teilnahme an Praxisanleitungsgesprächen
- Aktive Teilnahme am Lernlabor, Intervisionsgruppe für SpiAs
Auf jeder Station werden die Auszubildenden von einer/einem PA im Alltag begleitet, zusätzlich gibt es noch die Funktion des Ausbildungsverantwortichen Pflege/Sozialpädagogik (AVPS). Dieses Gespräch wird von diesem geführt.
Das Gespräch findet am Ende des Praktikums vor der eigentlichen Abschlussqualifikation statt. Im Vorfeld war erkennbar, dass die Praktikantin viel Strukturierung von Aussen bedurfte.
Erste Sequenz: Geprächseinsteig und Forderung
Die Praktikantin brachte direkt nach der Begrüssung ihre Themen an. Sie wolle ihre Reflexionsbögen (kurze schriftliche Tageszielformulierung mit der Möglichkeit der Eigen- und Fremdreflektion einer Situation) nicht mehr führen, da sie grosse Mühe habe, Tagesziele zu formulieren und andere dies angeblich auch nicht machen müssten. Der PA gab ihr zurück, dass sie dies weiter führen solle, da im bisherigen Verlauf des Praktikums eine grosse Diskrepanz zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung festgestellt werden konnte und die Praktikuantin Mühe zeigte, in pädagogischen Situationen ihre Rolle und Wirkung zu erkennen.
Reflection in Action
- Emotion Praktikantin: Praktikantin fühlt sich im Vergleich zu anderen Auszubildenden ungerecht behandelt
- Emotion Ausbildner: Ausbildner ist überrascht bezüglich des Auftretens der Praktikantin
- Kognition Ausbildner: Bisherige Rückmeldung bezüglich der Leistung der Praktikantin waren eher negativ, daher fordert der Ausbildner eine genaue schriftliche Dokumetation.
Zweite Sequenz: Erstes kritisches Feedback seitens der Praktikantin
Weiter meinte die Praktikantin, sie fühle sich ungerecht behandelt und fürchte, dass der AVPS sie nach ihrer Persönlichkeit bewerte. Auch monierte sie, dass ihr im Vorfeld zugesichert wurde, zusätzlich zum Stammteam geplant zu werden. Da dies nicht der Fall gewesen sei, habe sie kaum die Möglichkeit erhalten, an Gesprächen teilzunehmen. Der AVPS antwortete ihr, dass nicht nur Bezugspersonenzeiten Gespräche seien, sondern alle Situationen, in denen kommuniziert wird. So habe sie gerade heute viele Möglichkeiten, Rückkehrgespräche zu führen. Die Praktikantin schien die Sichtweise des AVPS nicht nachvollziehen zu können.
Reflection in Action
- Emotion Praktikantin: Die Praktikantin scheint enttäuscht darüber, dass sie im Vorfeld aus ihrer Sicht falsche Informationen erhalten habe
- Emotion Ausbildner: Ausbildner fühlt sich überrumpelt
- Kognition Ausbildner: Ausbildner sammelt gedanklich Beispiele für verschiedene Gesprächssituationen
Dritte Sequenz: Zweites kritisches Feedback seitens der Praktikantin
Zudem erwarte die Praktikantin, dass die Mitarbeiter auf sie zugehen und sie in diverse Gespräche einladen. Die Rückmeldung des AVPS, dass dies in ihrer Verantwortung liege konnte sie kaum annehmen.
Reflection in Action
- Emotion Praktikantin: Die Praktikantin scheint hinsichtlicht des Verweises auf ihre Eigenverantwortung gekränkt
- Emotion Ausbildner: Ausbildner ist irritiert wegen der Forderung
- Kognition Ausbildner: Ausbildner erinnert an Einführungsgespräch, in dem unter anderem besprochen wurde, dass Auszubildene grundsätzlich an sämtlichen Gesprächen teilnehmen können, ausser es sprächen triftige Gründe dagegen. Die Auszubildenen müssten sich jedoch meist selbstständig darum kümmern, die dies im Arbeitsalltag vom diplomierten Personal vergessen werden könne.
Vierte Sequenz: Drittes kritisches Feedback seitens der Praktikantin
Die Praktikantin bemängelte zudem, sie fühle sich nicht eng genug begleitet. AVPS gibt ihr zurück, dass er diese Anschuldigung bei einer Ausbildnerin auf der Station und einem Ausbildungsverantwortlichen sowie regelmässigen Gesprächen und weiteren Ausbildungsgefässen wie Intervision nicht nachvollziehen könne.
Reflection in Action
- Emotion Praktikantin: wirkt ärgerlich
- Emotion Ausbildnerr: Ist wütend wegen der Anschuldigungen
- Kognition Ausbildner: Ausbildner versucht, Anschuldigungen konstruktiv aufzugreifen und den Beschuldigungen sachlich zu begegnen.
Fünfte Sequenz: Beendigung des Gesprächs
Die Praktikantin erklärt in einem kurzen Satz das Gespräch für beendet und verlässt grusslos den Raum.
Reflection in Action
- Emotion Praktikantin: Entäuschung, dass ihren Forderungen nicht entsprochen wurde
- Emotion Ausbildner: ärgerlich
- Kognition Ausbildner: Denkt an die bevorstehende Abschlussqualifikation.
5.1 Erklärungswissen – Warum handeln die Personen in der Situation so?
In Situationen mit grosser Emotionalität ist es für Beteiligte Fachpersonen oft schwierig, weiterhin professionell und neutral zu handeln. Indem man sich das Verhalten erklärt ist es möglich, sich von der Emotionalität zu distanzieren und wieder die Meta-Ebene einnehmen zu können. Wie könnte nun die Reaktion der Praktikantin im Verlaufe des Gesprächs erklärt werden?
- Transaktionales Stressmodell nach Lazarus
R. Lazarus geht in seinem transaktionalen Stressmodell davon aus, dass die Reaktion einer Person auf externe Stressfaktoren hauptsächlich durch deren subjektive Bewertung erfolgt. Stress ensteht aus der Diskrepanz zwischen Anforderungen, die an eine Person gestellt werden, und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten.
Auf der Ebene der primären Bewertung erfolgt die Bewertung der als stressend empfundenen Situation in drei Abstufungen:
– Herrausforderung (challenge)
– Bedrohung (threat)
– Schädigung/Verlust (harm/loss) .
Die Praktikantin scheint sehr besorgt um eine gute Zensur in ihrem Praktikum zu sein. Anhand des Verlaufs des Praktikums zeigt sich, dass die Praktikantin einen sehr grossen Fokus auf das Erreichen ihrer Ziele in der Kompetenzerwerbsplanung gelegt hat.
Wahrscheinlich bewertet die Praktikantin die Situation insgesamt als Bedrohung. Daher setzt sie möglicherweise als coping-Strategie eine abwehrende Haltung und Anschuldigungen ein. - Vier-Ohren-Modell nach Schulz von Thun
Das Vier-Ohren-Modell von Friedemann Schulz von Thun geht davon aus, dass das Senden und Empfangen einer Nachricht auf vier Ebenen stattfindet und somit sowohl vom Sender als auch vom Empfänger der Nachricht unterschiedlich interpretiert werden können. Eine Nachricht enthält meist mehrere Botschaften. Somit sind Sender als auch Empfänger einer Nachricht stets gezwungen, dass Gesprochene und die Interpretation zu überprüfen. Das Modell lässt sich aus beiden Perspektiven betrachten.
Diese vier Ebenen oder Seiten einer Nachricht sind:
Sachebene:
Hier wird die reine Information übermittelt.
Selbstoffenbarung:
Hinweise zur Persönlichkeit des Senders werden gegeben. Jede Äusserung lässt Rückschlüsse auf Gefühle, Werte und Anschauungen des Senders zu.
Beziehungsebene:
Lässt erkennen, in welchem Verhältnis die Gesprächspartner zueinander stehen. Diese Beziehung wird sowohl verbal als auch nonverbal durch Tonfall, Gestik und Mimik kommuniziert.
Appellebene:
Lässt die Wirkung erkennen, die der Sender beim Empfänger erreichen möchte. Auf der Appelebene können Wünsche, Ratschläge und Anweisungen kommuniziert werden.
Die vom AVPS formulierte Fremdeinschätzung der Situation sollte der Klarstellung dienen und somit Inhalte hauptsächlich auf der Sachebene transportieren, die Prakikantin scheint die Inhalte jedoch auf der Ebene der Selbstoffenbarung erhalten zu haben. Sie könnte sich durch die offensichtliche Diskrepanz von Haltungen also auf eine gewisse Weise herabgesetzt fühlen. Eventuell verarbeitet die Praktikantin das Gesagte auch auf der Beziehungsebene. Sie könnte auf Grund des Feedbacks zum Schluss kommen, dass der PA generell an ihrer Fachkompetenz zweifele. Dies würde es für sie schwierig machen, die Informationen aufzunehmen ohne sie zu bewerten.
5.2 Interventionswissen – Wie kann ich als professionelle Fachperson handeln
Als Fachperson kann man auf ein ganzes Repertoire an Interventionsmöglichkeiten zurückgreifen. Welche Interventionen könnten in dieser Situation sinnvoll eingesetzt werden?
- Personenzentrierter Ansatz nach C. Rogers
Der personenzentrierte Ansatz geht davon aus, dass jedes Individuum die Fähigkeit besitzt, sich konstruktiv zu entwickeln und selbstverantwortlich Probleme zu lösen. Entscheidend hierfür ist, dass die Person in Beziehungen tritt, die ihr ermöglichen, sich so zu präsentieren, wie sie in Wirklichkeit ist. Rogers spricht hier von einer “helfenden Beziehung”. Er beschreibt drei Grundhaltungen, welche der Berater einnehmen sollte, um einen Prozess bei seinem gegenüber anzuregen:
– Kongruenz (Echtheit, Authentizität, Übereinstimmung mit sich Selbst)
– Akzeptanz (Akzeptanz, Wertschätzung, Wertung ohne Bewertung)
– Empathie (einfühlendes Verstehen, Reflektieren von Gefühlen)
Im Gespräch bekommt die Frustration der Praktikantin genügend Raum, der AVPS versucht, die Gefühle der Praktikantin zu verstehen. Der AVPS versucht, ihr wertschätzend gegenüberzutreten. Ebenso bemüht er sich im Dialog um Authtizität. Allerdings scheint Beziehung zwischen den beiden Gesprächspartnern sehr beeinträchtigt, was das Entstehen eines konstruktiven Austauschs sehr erschwert. - Feedback-Regeln
Der Ausbildner muss Regeln kennen und anwenden können, mit denen Feedback richtig und konstruktiv gegeben wird. Folgende Grundsätze sind dabei zu berücksichtigen:
– passender Zeitpunkt und Ort
– Klare Ich-Botschaften
– Klare Aussagen, keine Verallgemeinerung oder Übertreibung
– Konkrete Beispiele
– Eigene Erwartungen klar kommunizieren
– Feedbacknehmer aktiv zuhören
– Respektvoller und wertschätzender Umgang
5.3 Erfahrungswissen – Woran erinnere ich mich, was kenne ich aus ähnlichen Situationen?
Um Ausbildungssituationen einen gewissen Gehalt zu geben darf der PA auch seine persönliche Erfahrung mit einfliessen lassen.
- Der AVPS verfügt über mehrjährige Berufserfahrung im psychiatrischen Bereich. Er hat in diesem Kontext verschiedenste herausfordernde Gesprächssituationen erlebt. Somit hat er auch Erfahrung mit GesprächspartnerInnen, die mit einer spürbaren Abwehrhaltung in eine Gesprächssituation hineingehen.
- Ebenso begleitet der AVPS PraktikantInnen und Auszubildende bereits seit einiger Zeit und besitzt somit Erfahrung in Führen von Ausbildungsgesprächen.
- Im Verlauf des Praktikums zeichnete sich ab, dass die Praktikantin viel Strukturierung von aussen benötigte. Es zeigte sich auch, dass die Praktikantin Mühe im Umgang mit Kritik hatte und Feedback nur teilweise in ihre Arbeitsabläufe integrieren konnte. Somit kann der AVPS auch auf bisherige Erfahrungen mit der Praktikantin zurückgreifen.
5.4 Organisations- und Kontextwissen – Welche Rahmenbedingungen beeinflussen mein Handeln?
Die ganze Ausbildung ist ein Zusammenarbeiten von verschiedenen Partnern, deren unterschiedliche Ansprüche und Erwartungen aneinander angepasst werden müssen.
- Festgelegte Gespräche zwischen Ausbildner und Praktikantin
- Die Praktikantin führt alle zwei Wochen ein Anleitungsgespräch mit der Ausbildnerin auf der Station sowie alle drei bis vier Wochen ein Gespräch mit dem Ausbildungsverantwortlichen, jeweils eine Stunde. Zur Zielvereinbarung, Zwischenqualifikation und Schlussqualifikation finden sogenannte Trio-Gespräche mit allen Beteilligten statt. Bei Bedarf können mehr Gespräche stattfinden.
- Ausbildungskonzept der Institution
- Vorgegebene Arbeitsabläufe der Institution
- Vorgaben der Hochsschule an die Ausbildungseinrichtung
- Erwartungen der Hochschule an die Praktikantin
5.5 Fähigkeiten – Was muss ich als professionelle Fachperson können?
- Als qualifizierdende Instanz muss der Ausbildungsverantwortliche stets ein Bewusstsein über die Verantwortung seiner Rolle behalten. Er darf seine Bewertung so wenig als möglich durch persönliche Sympathie oder Antipathie beeinflussen lassen.
- Auch in schwierigen Gesprächen muss der Ausbildner empathisch und wertschätzend auf sein Gegenüber reagieren können.
- Der Ausbildner muss zudem diverse Kommunikationtheorien- und methoden kennen und sinnvoll einsetzen können. Er benötigt zudem die Kompetenz, die Art eines Gesprächs zu beurteilen, sowie Reflektionsfähigkeit, um sein Verhalten und seine Wortwahl anpassen zu können.
- Weiterhin benötigt der Ausbildner die Fähigkeit, Entwicklungsmöglichkeiten bei der Praktikantin zu erkennen, diese adäquat zu verbalisieren und Entwicklungsprozesse zu begleiten.
5.6 Organisationale, infrastrukturelle, zeitliche, materielle Voraussetzungen – Womit kann ich handeln?
Auch die Institution, in denen beide Beteiligte tätig sind, stellt gewisse Ressourcen zur Verfügung. Welchen Einfluss haben diese auf die Situation?
- In der Institution ist die Ausbildung der SozialpädogInnen sehr wichtig. Das Ausbildungskonzept ist schon länger implementiert und wird auch gelebt. Die MitarbeiterInnen des Bereichs Pflege/Sozialpädagogik übernehmen Verantwortung in der Begleitung der Auszubildenden und schaffen stets neue Lernsituationen. Neben einer Praxisanleiterin, die mit den Auszubildenden direkt auf der Station zusammen arbeitet hat die Klinik zusätzlich die Stelle eines Ausbildungsverantwortlichen geschaffen. Somit ist eine gute Begleitung der Auszubildenden und PraktikantInnen stets gewährleistet.
- Die Klinik verfügt über eine Vielzahl von Räumen, die einen geschützten Rahmen für Gespräche bieten. Falls erforderlich, kann auf verschiedenstes Präsentationsmaterial zurückgegriffen werden.
- Dem Ausbildungsverantwortlichen stehen für seine Arbeit 50 Stellenprozent zur Verfügung. In Verbindung mit den Stellenprozent der Praxisanleiterinnen auf der Station sind somit ausreichende zeitliche Ressourcen vorhanden.
- Trotz des oft turbulenten Alltags auf den Wohngruppen der Klinik haben Ausbildungsgefässe einen hohen Stellenwert. Die MitarbeiterInnen des Bereichs Pflege/Sozialpädagogik berücksichtigen dies in der Organisation der Abläufe.
- Die Auszubildenden haben einen eigenen Kompetenzkatalog, in dem für alle Mitarbeitende der jeweilige Kenntnisstand der Auszubildenden ersichtlich ist. So werden die Auszubildenden einerseits vor Überforderung geschützt und die Mitarbeitenden der Station haben einen Überblick, welche Aufgaben die Auszubildenden bereits übernehmen können.
- Durch die Protokollierung der Ausbildungsgespräche war eine fortlaufende Dokumentation der Termine und Inhalte vorhanden.
5.7 Wertewissen – Woraufhin richte ich mein Handeln aus? Welches sind die zentralen Werte in dieser Situation, die ich als handelnde Fachperson berücksichtigen will?
Als Praxisausbildner geht es auch darum, Werte in der Arbeit zu vermitteln. Daher ist es sinnvoll, diese zu refelektieren und sich Gedanken zu machen, wie diese konkret vermittelt werden sollen.
- Vertrauen in den Willen und die Fähigkeit zur Weiterentwicklung der Praktikantin
- Grundsätzliche Wertschätzung gegenüber der Praktikantin
- Orientierung am Ausbildungskonzept und Leitbild der Organisation
- Praktikantin als Hauptverantwortliche für ihren persönlichen Lern- und Entwicklungsprozess
- Ehrlichkeit und Transparenz
- Erwartungen im Spannungsfeld Hochschule, Praxisausbildungsplatz, PA und Studierende sind geklärt.
- Kooperationsbereitschaft zwischen Studierende und PA bleibt bestehen (wertschätzend).
- Arbeitsbündnis ist hergestellt bzw. bleibt bestehen, ist gefestigt.
- Reflexionsfähigkeit ist gefördert.
- Prinzipien der personenzentrierten Gesprächsführung sind realisiert.
- PA nimmt die Verantwortung als Gestaltende/r der Lernprozesse wahr.
- Verantwortlichkeiten der Beteiligten sind geklärt.
- PA nimmt ihre/seine Funktion als Überprüfungsinstanz verschiedenster Prozesse wahr.
- Bedingungen für die Weiterentwicklung der beruflichen Identität (Habitus) sind gegeben.
- Theorie-Praxis-Relationierung findet statt.
- Es wird thematisiert, wie Auszubildende Lernanregungen in ihr professionelles Handeln integrieren können.
Erwartungen im Spannungsfeld HS, Praxisausbildungsplatz, PA, Studi sind geklärt
Der Inhalt und der Verlauf dieses Gespräch lassen den Schluss zu, dass die Erwartungen für beide Seiten nur unzureichend geklärt wurden. Die Praktikantin schien sich während ihres Praktikums hauptsächlich auf die Erreichung ihrer Kompetenzerwerbsplanung zu konzentrieren und setzte Feedback zum allgemeinen Verhalten nur begrenzt um.
Kooperationsbereitschaft zwischen Studi und PA bleibt bestehen (wertschätzend)
Da die Beziehung der beiden Beteiligten sehr belastet zu sein scheint ist davon auszugehen, dass eine kooperative Zusammenarbeit nur noch bedingt möglich ist.
Arbeitsbündnis ist hergestellt bzw. bleibt bestehen, ist gefestigt
Ungünstig für den Verlaufsprozess der Praktikantin war auch der Wechsel der Position des AVPS mitten im Prakikum. Als Hauptverantwortlicher für den Bereich Ausbildung ist dieser auch zuständig für die Begleitung kritischer Praktikumsverläufe. Diese Diskontinuität in der Begleitung hatte sicherlich einen gewissen Anteil am unbefriedigenden Verlauf.
Reflexionsfähigkeit ist gefördert
Auf Grund des Verlaufs des Gesprächs ist fraglich, inwieweit die Reflektionsfähigkeit der Studentin gefördert werden konnte.
PA nimmt ihre Verantwortung als GestalterIn der Lernprozesse wahr
Weil sich schon im Vorfeld des Gesprächs abgezeichnet hatte, dass es im Hinblick auf die bevorstehende Qualifikation für die Studierende schwierig werden würde, das Praktikum zu bestehen, beruft der PA das Gespräch ein.
Verantwortlichkeiten der Beteiligten sind geklärt
Der Verlauf des Gesprächs lässt den Schluss zu, dass vor allem für die Praktikantin die Verantwortlichkeiten nicht vollständig geklärt sind. So scheint sie sich selbst aus der Verantwortung ziehen zu wollen, als sie bemängelte, sie würde nicht von den Mitarbeitenden in Gespräche eingeladen werden.
Selbstreguliertes Lernen der Auszubildenden wurde angeregt
Durch Hinweise darauf, wie die Praktikantin an mehr Gesprächen teilnehmen könne, versucht der AVPS in dem Gespräch, ein selbstreguliertes Lernen anzuregen.
Das Wissen und die Ressourcen der Studierenden wurden einbezogen/aktiviert
Im Gespräch versuchte der PA, der Studierenden die zur Verfügung stehenden Ressourcen aufzuzeigen. Dies wurde von der Studierenden nicht erkannt und angenommen.
In der Reflexion der Qualitätstandards wird deutlich, dass diese zwar berücksichtigt wurden, das Gespräch trotzdem einen für beide Dialog-Partner unbefriedigenden Verlauf genommen hat.
Welche Handlungsoptionen hätten möglicherweise dazu beitagen können, dass das Gespräch anders verlaufen hätte können.
Für einen Perspektivenwechsel könnte möglicherweise ein Rollenspiel sinnvoll sein. Durch einen Tausch der Rollen sind beide Gesprächspartner dazu angeregt, sich intensiver mit der Sichtweise des Gegenübers zu befassen. Eventuell würde dies die Praktikantin dabei unterstützen, eigene, realistische Wünsche zu formulieren. Auf Grund der verhärteten Situation ist es jedoch äusserst fraglich, ob dies tatsächlich durchführbar gewesen wäre.
Um beiden Gesprächspartnern die Möglichkeit zu geben, etwaige negative Emotionen besser kontrollieren zu können, hätte das Gespräch auch kurzzeitig unterbrochen können.
Nach Ausbildungsgesprächen hätte die Praktikantin den Inhalt und die daraus resultiernden Aufträge nochmals in eigenen Worten wiedergeben können. Dadurch hätte sichergestellt werden können, dass beide Gesprächspartner im Dialog dasselbe gemeint und verstanden haben.
Denkbar wäre auch, eine neutrale Person für das Gespräch beizuziehen. Da in der detailierten Darstellung des Gesprächs deutlich wurde, dass beide Dialogpartner quasi aneinander vorbei reden hätte eine dritte Person die Botschaften nochmals in anderen worten wiedergeben können. Eine Person, die nicht direkt mit der Ausbildung der Praktikantin beschäftigt ist wäre eventuell bei der Praktikantin nicht bereits im Vorfeld negativ besetzt.